Hugo von Hofmannsthals Der Schwierige und „eine brechtsche Maxime: Nicht an das gute Alte anknüpfen, sondern an das schlechte Neue“

Der Schwierige von Hugo von Hofmannsthal reflektiert die Lage, die dem Niedergang der Habsburger Monarchie parallel verläuft. Gleichzeitig ironisiert das Lustspiel eine Gesellschaft, die von den Krisen der Moderne geprägt ist und infolge dieser deren bisher bestehende Form sich auflöst. In der vorliegenden Untersuchung wird das Argument stark gemacht, dass Der Schwierige in einer krisenhaften Phase auf alte gesellschaftliche Normen und Werte zu verweisen sucht und dass dieser Verweis eine nostalgische Haltung repräsentiert. Der Schwierige stellt im Sinne einer kulturellen Restaurierung eine Beschönigung althergebrachter Lebensformen dar, die der Ungewissheit des Jetzt gegenübergestellt wird.

Hugo von Hofmannsthal’s Der Schwierige and “a Brechtian Maxim: Don’t Start From the Good Old Things But the Bad New Ones”

Hugo von Hofmannsthal’s Der Schwierige reflects the situation that runs parallel to the decline of the Habsburg Monarchy. At the same time, the comedy ironizes a society which is shaped by the crises of the modernity and of which the previously existing form is more and more dissolving. The present study aims to show that Hofmannsthal’s play Der Schwierige refers to old social norms and values during a social crisis period and that this reference represents a nostalgic attitude. In the sense of a cultural restoration, Der Schwierige represents a glossing over of traditional ways of life, which stands in contrast to the uncertainty of the now.

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