Ethnische Vorurteile in Max Frischs „Andorra

Diese Arbeit orientiert sich ans Ziel, das Drama von Max Frisch „Andorra“ in Bezug auf National- Vorurteile den Juden gegenüber anhand der Hauptfigur des Dramas Andri mit der werkimmanenten Methode zu untersuchen, und im Rahmen der Allports Vorurteilsforschung, die die Natur und Entwicklung des Vorurteils in fünf Stufen teilt, ans Licht zu bringen, dass Vorurteile unbewusst das Denken des Menschen steuern und analog zu den in Allports Skala genannten Stufen der Vorurteile Schritt für Schritt einen unschuldigen Menschen zum Tode führen können. Im Drama „Andorra“, das der Schweizer Schriftsteller Max Frisch 1961 verfasste, sind fünf Stufen Allports auffällig, die vom schwächsten bis zum stärksten angeordnet sind. Auf der ersten Stufe tritt Andri als der Betroffene von Vorurteilen von andorranischen Mitbürgern auf die Bühne. Auf der zweiten Stufe geht es um konsequente Kontaktvermeidung der Andorraner mit dem Betroffenen, der wegen seiner jüdischen Herkunft angefeindet und als ein „Anderer“ ausgegrenzt wird. Auf der dritten Stufe ist die Hauptfigur aus allen Bereichen des sozialen Lebens ausgegrenzt, was Allport als Diskriminierung bezeichnet. Dieser Stufe folgt körperliche Gewaltanwendung, die alle körperliche Misshandlungen umfasst. Im Andorra wird Andri von intoleranten Landesleuten (von den Soldaten) verprügelt. Und als höchste Stufe der Vorurteil-Skala Allports wird er in einer Judenschau unter Leitung eines Judenschauers im „weißen“ Andorra zum Tode verurteilt. In einem schneeweißen Land findet Andri keinen Platz für sich selbst und in diesem Land, dessen Gebäude geweißelt sind und dessen Bürger nichts zu fürchten haben, wird er unschuldiges Opfer von Vorurteilen. Die Menschen in Andorra, die sich nicht im geringsten schuldig fühlen und sich dennoch für ihre rassistischen Handlungen unschuldig fühlen, beweisen die entscheidende Kraft von Vorurteilen bei menschlichen Handlungen.

Ethnic Prejudices in “Andorra” by Max Frisch

This work examines Max Frisch's "Andorra" drama in relation to national prejudices against Jews in relation to the main character of the drama Andri with the inherent method, and within the framework of Allport's prejudice research, which examines the nature and development of prejudice and divides prejudice into five stages. The aim of this study ist to bring to light that prejudices unconsciously control people's thinking and, analogous to the levels of prejudice mentioned in Allport's scale, can lead an innocent person to death step by step. In the drama "Andorra", written by the Swiss writer Max Frisch in 1961, five levels of Allports are noticeable, which are arranged from the weakest to the strongest. At the first stage, Andri comes on stage as the victim of prejudices of Andorran citizens. The second stage is about the consequent avoidance of contact between the Andorrans and the person concerned, who is hostile because of Jewish origin and is marginalized as “another”. On the third level, the main character is excluded from all areas of social life, which Allport calls discrimination. This level is followed by physical violence, which includes all physical abuse. In Andorra, Andri is beaten up by intolerant countrymen (the soldiers). And as the highest level on the Allport prejudice scale, he is sentenced to death in a Jewish show led by a Jew showerer in "white" Andorra. Andri finds no place for himself in a snow-white country and in this country, whose buildings are whitewashed and whose citizens have nothing to fear, he becomes an innocent victim of prejudice. The people of Andorra, who do not feel the slightest guilt and still feel innocent for their racist action, prove the decisive power of prejudice in human actions.

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