Die griechische Philosophie und das moderne Denken (1978)

Die griechische Philosophie und das moderne Denken- das ist ein Thema, das sich von jeher insbesondere der deutschen Philosophie gestellt hat. Man hat geradezu von der Gräkomanie des deutschen Philosophierens gesprochen, und das Wort ist sicherlich nicht nur für Heidegger oder die Marburger Schule des Neukantianismus gultig. Es ist ebenso für die große Bewegung des deutschen Idealismus selber gültig, der - von Kant inspiriert- von Fichte bis Hegel eine unmittelbare Rückwendung zu den Denkanstößen der platonischen und aristotelischen Dialektik unternommen hat. Indessen ist eine solche Konfrontation für das moderne Denken in einer besonderen Weise eine doppelsinnige Herausforderung. Auf der einen Seite sollte man nie vergessen, daß griechische Philosophie nicht Philosophie in jenem engen Sinne meint, den wir heute mit dem Wort verbinden. Philosophie meint das Ganze theoretischen und damit wissenschaftlichen lnteresses, und es ist kein Zweifel, daß es die Griechen waren, die durch ihr eigenes Denken eine weltgeschichtliche Entscheidung eingeleitet und den Weg der modernen Zivilisation durch die Schaffung der Wissenschaft entschieden haben. Was das Abendland, was Europa, die sogenannte >westliche Welt<, von den grollen hieratischen Kulturen der asiatischen Länder unterscheidet, ist ja gerade dieser neue Aufbruch des Wissenwollens, der mit der griechischen Philosophie, mit der griechischen Mathematik, mit der griechischen Medizin, mit dem Ganzen ihrer theoretischen Neugier und ihrer intellektuellen Meisterschaft verbunden ist. So ist für das moderne Denken die Konfrontation mit dem griechischen Denken eine Art Selbstbegegnung.
Anahtar Kelimeler:

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